Few-Shot Prompting: Wann mehrere Beispiele wichtig sind
Ich arbeite viel mit One-Shot Prompts. In den meisten Fällen reicht mir ein gutes Beispiel, um die KI in die richtige Richtung zu bringen. Aber manchmal reicht genau ein Beispiel eben nicht.
Besonders bei komplexeren Aufgaben – etwa Tonalitätswechseln, differenzierter Argumentation oder wenn mehrere Varianten verlangt sind – merke ich: Die KI braucht mehr Kontext. Mehr als eine Referenz. Und genau da kommt Few-Shot Prompting ins Spiel.
In diesem Artikel zeige ich dir, wann sich dieser zusätzliche Aufwand lohnt, wie ich gute Few-Shot Prompts aufbaue – und welche Fehler ich dabei gemacht habe.

Was Few-Shot Prompting eigentlich bedeutet
Few-Shot Prompting heißt: Ich gebe der KI nicht nur eine Anweisung – und nicht nur ein Beispiel –, sondern mehrere. Zwei, drei, manchmal auch fünf. So viele, wie nötig sind, damit das Modell ein Muster erkennt.
Das kann sich erstmal nach Mehraufwand anhören. Ist es auch. Aber der lohnt sich, wenn die Aufgabe komplexer ist: zum Beispiel, wenn du nicht nur eine Art von Text brauchst, sondern eine Reihe ähnlicher Texte mit feinen Unterschieden – z. B. mehrere Social-Media-Posts im gleichen Stil, oder verschiedene Varianten einer Teaserzeile.
Die Idee hinter Few-Shot ist einfach: Ein Beispiel zeigt eine Richtung. Mehrere Beispiele zeigen ein System. Und genau das hilft der KI dabei, nicht einfach nur zu kopieren, sondern das zugrunde liegende Muster zu verstehen und fortzusetzen.
Was mir dabei wichtig ist: Few-Shot ist kein Zaubertrick. Es funktioniert gut, wenn…
- die Beispiele konsistent sind,
- die Aufgabe strukturiert ist
- und die Erwartung klar ist.
Wenn das nicht der Fall ist, bringt auch ein Fünfzeiler voller Beispiele keine besseren Ergebnisse. Im Gegenteil: Dann verwirrst du das Modell nur.
Deshalb überlege ich vorher: Will ich eine einzige gute Antwort? Dann reicht One-Shot. Will ich eine Serie oder Variation, die aufeinander aufbaut? Dann lohnt sich Few-Shot.
Wie Few-Shot Prompting technisch funktioniert – verständlich erklärt
Große Sprachmodelle wie GPT-4 oder Claude 3 sind darauf trainiert, Muster in Textfolgen zu erkennen. Sie analysieren, was innerhalb einer Sequenz typischerweise passiert – und setzen dieses Muster fort. Genau das passiert beim Few-Shot Prompting.
Wenn ich dem Modell mehrere Beispiele gebe – z. B. drei Einleitungen für LinkedIn-Posts oder fünf Produktbeschreibungen in einem bestimmten Stil –, dann liest die KI das nicht als Anleitung, sondern als eine Art Textreihe.
Sie erkennt: Aha, so sieht typischerweise so ein Text aus, so ist er aufgebaut, so klingt er. Und dann produziert sie den nächsten Eintrag in dieser Reihe.
Technisch gesehen ist der Prompt dann nichts anderes als eine fortlaufende Liste von Aufgabe-Beispiel-Paaren – gefolgt von einer neuen Aufgabe ohne Beispiel. Das Modell extrapoliert dann.
Beispiel (vereinfacht):
Beispiel 1:
Input: Thema: Fachkräftemangel
Output: „Fachkräftemangel lähmt den Mittelstand – unser Whitepaper zeigt Lösungen.“
Beispiel 2:
Input: Thema: Remote-Arbeit
Output: „Flexibel, digital, effizient – warum Homeoffice mehr als ein Trend ist.“
Neue Aufgabe:
Input: Thema: Digitale Weiterbildung
Output: [Hier generiert die KI eine neue Headline]
Das Modell versucht also nicht, diese Beispiele zu verstehen wie ein Mensch, sondern setzt das statistisch wahrscheinlichste Muster fort. Wenn die Beispiele konsistent sind, funktioniert das gut.
Wenn sie sich in Ton, Länge oder Aufbau unterscheiden, wird’s wacklig.
Für mich heißt das: Je klarer ich die Struktur durch Beispiele vormache, desto besser kann die KI sie übernehmen.
Aber ich muss auch aufpassen, dass ich keine ungewollten Nebenmuster einschleife – wie etwa irrelevante Satzanfänge oder bestimmte Wortwiederholungen.
Typische Einsatzszenarien für Few-Shot Prompting in der Content-Erstellung
Ich nutze Few-Shot Prompting nicht ständig – aber bewusst. Vor allem dann, wenn ich mehrere Texte in einer konstanten Tonalität, mit wiederkehrender Struktur oder thematischer Variation brauche. Hier ein paar Beispiele aus meiner Arbeit:
Serien-Posts für Social Media schreiben
Wenn ich eine Serie plane – z. B. zehn LinkedIn-Posts zu verschiedenen Aspekten eines Themas –, will ich Konsistenz im Stil. Nur ein Beispiel (One-Shot) reicht da nicht.
Prompt:
Ich gebe drei Posts mit ähnlicher Länge, Struktur und Tonalität vor – z. B. „Aufhänger – kurzer Gedanke – Frage an die Community“.
Ergebnis:
Die KI lernt dieses Format und bleibt in den nächsten Vorschlägen deutlich näher dran – auch sprachlich.
Headlines mit variabler Tonlage entwickeln
Wenn ich Headlines brauche, die sich stilistisch unterscheiden sollen – z. B. mal sachlich, mal zugespitzt, mal spielerisch –, reicht ein Beispiel nicht aus.
Prompt:
Drei Headlines, jeweils mit Kommentar zur Tonalität. Dann: „Erstelle weitere drei Headlines zum Thema XY – in ähnlicher Vielfalt.“
Ergebnis:
Die KI variiert stärker, bleibt aber im Rahmen. Der Prompt „erlaubt“ kreative Spannweite – ohne in Beliebigkeit abzurutschen.
Produktbeschreibungen mit gleichem Aufbau erstellen
Gerade bei E-Commerce-Inhalten brauche ich oft viele Texte im gleichen Raster: Feature – Nutzen – Call-to-Action. Das erkläre ich nicht, das zeige ich.
Prompt:
Drei Beispielbeschreibungen in exakt der gewünschten Struktur. Dann ein neues Produkt.
Ergebnis:
Die KI überträgt das Muster fast 1:1 – inkl. Sprachstil, Satzlänge und CTA-Logik.
Redaktions-Teaser mit variabler Länge generieren
Wenn ich Teasertexte brauche, z. B. 100, 150 und 250 Zeichen – aber immer mit einem klaren Bezug zum Inhalt – nutze ich mehrere Beispiele pro Längenkategorie.
Prompt:
Zwei Teaser pro Kategorie. Danach: „Schreibe drei neue Teaser in je 100, 150 und 250 Zeichen zum Thema XY.“
Ergebnis:
Die KI trifft die Längenanforderung besser – und variiert die Inhalte, ohne die Struktur zu verlieren.
Diese Szenarien zeigen mir immer wieder: Der Aufwand, zwei oder drei gute Beispiele zu formulieren, zahlt sich oft aus.
Vor allem dann, wenn ich nicht nur eine brauchbare Antwort, sondern eine Serie konsistenter, verwertbarer Ergebnisse brauche.
Wann Few-Shot wirklich sinnvoll ist – und wann nicht
Few-Shot Prompting ist mächtig – aber nicht automatisch besser. Ich setze es bewusst ein, wenn ich merke: Ein einzelnes Beispiel reicht nicht aus, um das Ziel wirklich klarzumachen.
Gleichzeitig weiß ich: Je mehr Beispiele ich gebe, desto mehr Aufwand – und desto größer das Risiko, die KI in die falsche Richtung zu lenken, wenn die Beispiele nicht konsistent sind.
Wann Few-Shot hilft
- Wenn du mehrere Varianten brauchst, die trotzdem einheitlich klingen sollen.
Beispiel: Eine Serie von CTA-Texten, Newsletter-Intros oder FAQ-Antworten. - Wenn das Muster nicht sofort erkennbar ist.
Manche Textarten folgen einer subtilen Logik – etwa journalistische Zwischenüberschriften oder Social-Teaser mit Emotionalisierung. Hier helfen mehrere Beispiele, um das Muster zu verdeutlichen. - Wenn du kreativen Spielraum geben willst, aber in einem klaren Rahmen.
Beispiel: Drei verschiedene Headlines mit unterschiedlichen Tonalitäten – und dann die Bitte, stilistisch „ähnlich vielfältig“ zu bleiben. - Wenn Format- oder Längenvorgaben eingehalten werden sollen.
Zwei bis drei Beispiele mit 100, 150 oder 250 Zeichen helfen oft mehr als eine abstrakte Vorgabe wie „maximal kurz“.
Wann Few-Shot unnötig ist oder sogar stört
- Wenn die Aufgabe einfach ist.
Einfache Umformulierungen, Zusammenfassungen, Kategorisierungen – hier reicht meist ein Zero- oder One-Shot-Prompt. - Wenn die Beispiele inkonsistent oder verwirrend sind.
Unterschiedliche Tonalität, Länge oder Struktur können das Modell irritieren – es versucht dann, alles gleichzeitig zu bedienen und liefert Beliebigkeit. - Wenn du selbst nicht klar weißt, was du willst.
Dann führen mehrere Beispiele oft nicht zu mehr Klarheit – sondern zu mehr Unsicherheit beim Modell (und bei dir).
Ich sehe Few-Shot deshalb nicht als Standard, sondern als Option für bewusst aufgebaute Prompts.
Wenn ich bereit bin, den Aufwand in gute Beispiele zu investieren, bekomme ich oft deutlich konsistentere und brauchbarere Resultate – gerade bei Serien und komplexeren Content-Strukturen.
Few-Shot vs. Chain-of-Thought – wann lohnt sich mehr Kontext?
Der Unterschied klingt erst mal banal: Few-Shot heißt, ich gebe mehrere Beispiele. Chain-of-Thought bedeutet, ich bitte die KI, ihren Denkprozess in Zwischenschritten offenzulegen. Aber in der Praxis macht das oft einen großen Unterschied.
Gerade bei Aufgaben, die strukturierte Argumentation oder nachvollziehbare Entscheidungen erfordern, stößt Few-Shot schnell an Grenzen. Mehrere Beispiele zeigen zwar, wie etwas aussehen kann – aber sie erklären nicht, warum.
Ein Beispiel aus meiner Arbeit: Ich lasse die KI regelmäßig kurze Textanalysen schreiben, etwa zur Tonalität oder Zielgruppenansprache. Mit Few-Shot bekomme ich oft formal passende Antworten – aber sie bleiben oberflächlich.
Wenn ich dagegen Chain-of-Thought einsetze und schreibe: „Analysiere Schritt für Schritt: Wer spricht? Mit welchem Ziel? Welche Formulierungen zeigen das?“, wird die Antwort fundierter – weil die KI gezwungen ist, explizit zu denken.
Das ist für mich der Punkt: Few-Shot bringt sprachliche Muster und Stil ins Spiel. Chain-of-Thought hilft, Inhalte zu durchdringen – und Entscheidungen begründbar zu machen.
Trotzdem nutze ich Few-Shot häufiger – weil es schneller geht und oft reicht. Wenn ich aber merke, dass mir nachvollziehbare Argumente oder Zwischenüberlegungen fehlen, steige ich auf Chain-of-Thought um.
Über die Unterschiede zwischen Few-Shot und Chain-of-Thought Prompting habe ich übrigens einen eigenen Artikel geschrieben. Dort zeige ich konkrete Beispiele, wann sich Denkprozesse lohnen – und wie man sie sauber in Prompts einbaut.
Mein Fazit aus der Praxis
Few-Shot Prompting ist für mich kein Standard – aber ein präzises Werkzeug für bestimmte Aufgaben. Immer dann, wenn ich eine Serie konsistenter Inhalte brauche oder ein stilistisches Muster vermitteln will, das sich nicht in einem Beispiel fassen lässt, greife ich darauf zurück.
Ich nutze es vor allem für:
- Formate mit klarer Struktur und Wiederholungslogik
- Serienkommunikation (z. B. Post-Reihen, Produkttexte, Argumentationsbausteine)
- Aufgaben, bei denen Variation und Einheitlichkeit gleichzeitig gefragt sind
Der Mehraufwand beim Prompten – zwei, drei gute Beispiele zu formulieren – zahlt sich in der Regel aus. Ich bekomme bessere Ergebnisse, spare mir Korrekturschleifen und kann die KI gezielter steuern.
Aber: Wenn es schnell gehen muss oder die Aufgabe einfach ist, bleibe ich bei Zero- oder One-Shot. Und wenn ich nachvollziehbare Entscheidungen oder Argumentationen brauche, denke ich über Chain-of-Thought nach.
Für mich ist Few-Shot eine Methode für Fälle, in denen Präzision und Konsistenz wichtiger sind als Geschwindigkeit. Es macht die Arbeit nicht einfacher – aber oft klarer.
Prompting-Methoden im Überblick
Im Prompting Hub für Content-Ersteller findest du eine vollständige Übersicht mit Methoden, Vergleichen und Entscheidungshilfen.
Diese fünf Artikel zeigen, wie sich verschiedene Prompting-Techniken in der Content-Erstellung gezielt einsetzen lassen – je nachdem, ob es um schnelle Ergebnisse, Stiltreue, Variantenvielfalt oder nachvollziehbare Argumentation geht:
- Zero-Shot Prompting
Keine Beispiele, nur eine klare Anweisung. Wann das reicht – und wie du die besten Ergebnisse bekommst. - One-Shot Prompting
Ein einziges Beispiel kann reichen, damit die KI Stil und Struktur besser trifft. So nutzt du One-Shot sinnvoll. - Few-Shot Prompting
Mehrere Beispiele helfen der KI, Muster zu erkennen – besonders bei Serieninhalten oder fein abgestimmten Formaten. - Chain-of-Thought Prompting
Nicht sofort zur Antwort springen, sondern Schritt für Schritt denken. Wie du damit fundierte Analysen und Bewertungen erzeugst. - Tree-of-Thought Prompting
Mehrere Denkpfade, bewusst gegeneinander abgewogen. Die Methode für konzeptionelle Entscheidungen und komplexe Vergleichsfragen.
Häufige gestellte Fragen (FAQ)
Was ist Few-Shot Prompting genau?
Bei Few-Shot Prompting gibst du der KI mehrere Beispiele (meist zwei bis fünf), damit sie ein Muster erkennt und entsprechend antwortet.
Wann lohnt sich Few-Shot im Content-Bereich?
Wenn du Serieninhalte brauchst, einheitliche Strukturen erzeugen willst oder die Aufgabe mehrere stilistische Varianten erfordert.
Wie viele Beispiele sind optimal?
In der Praxis reichen oft zwei bis drei. Wichtig ist, dass sie konsistent sind – in Ton, Länge und Aufbau.
Was unterscheidet Few-Shot von Chain-of-Thought?
Few-Shot zeigt sprachliche Muster. Chain-of-Thought zwingt die KI, gedankliche Zwischenschritte zu machen. Es geht eher um Denkweise als um Form.
Kann ich Few-Shot und Chain-of-Thought kombinieren?
Ja. Du kannst mehrere Beispiele geben – und in jedem Beispiel die Denkweise Schritt für Schritt vormachen. Das funktioniert besonders gut bei komplexeren Entscheidungsaufgaben.