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Zero-Shot Prompting: Praxistipps für Content-Erstellung mit KI

veröffentlicht am | Ralf Dodler |

Wenn du mit KI in der Content-Erstellung arbeitest, bist du bestimmt schon über den Begriff „Zero-Shot Prompting“ gestolpert. Klingt technisch – ist aber überraschend praktisch.

Ich zeige dir in diesem Artikel, was genau dahintersteckt, wie ich es im Alltag nutze und wo es an seine Grenzen stößt.

Wenn du wissen willst, wie du mit klaren Fragen bessere KI-Antworten bekommst – ganz ohne Prompt-Trickserei, lies weiter.

Zero-Shot Prompting

Was Zero-Shot Prompting eigentlich bedeutet

Zero-Shot Prompting heißt im Grunde: Ich stelle der KI eine Aufgabe – ohne ihr vorher zu zeigen, wie so eine Aufgabe gelöst wird.

Kein Beispiel. Keine Vorlage. Nur eine klare Anweisung.

Zum Beispiel: „Fass diesen Text in zwei Sätzen zusammen.“
Oder: „Ordne diesen Beitrag einer der folgenden Kategorien zu: News, Meinung, Ratgeber.“

Die KI antwortet direkt – auf Basis dessen, was sie im Training über Sprache, Struktur und Aufgaben gelernt hat.

Für mich war das anfangs fast ein bisschen magisch. Ich hatte erwartet, dass ich viel mehr Kontext liefern muss. Aber oft reicht eine klare Frage.

Das bedeutet nicht, dass die KI „alles weiß“. Aber sie erkennt Muster. Und das reicht in vielen Fällen aus, um sinnvolle Antworten zu liefern – gerade bei Routineaufgaben in der Content-Erstellung.

Wichtig ist dabei: Die Qualität hängt stark davon ab, wie präzise ich frage. Eine vage Formulierung wie „Mach den Text besser“ bringt selten gute Ergebnisse. „Formuliere den Text prägnanter für LinkedIn“ – das funktioniert schon deutlich besser.

Zero-Shot Prompting ist also kein Zaubertrick. Es ist eher wie gutes Briefing. Nur eben für ein Modell, das keine Nachfragen stellt.

Wie Zero-Shot Prompting technisch funktioniert – verständlich erklärt

Wenn ich der KI eine Aufgabe stelle, ohne ihr ein Beispiel zu geben, verlässt sie sich komplett auf ihr vortrainiertes Wissen.

Dieses Wissen stammt aus riesigen Textmengen – Foren, Bücher, Webseiten, Artikel. Daraus hat das Modell gelernt, wie Sprache funktioniert.

Und zwar nicht nur grammatikalisch, sondern auch strukturell und kontextbezogen. Diese Modelle heißen „Large Language Models“, kurz LLMs.

Sie sind nicht für einzelne Aufgaben programmiert, sondern wurden darauf trainiert, Sprachmuster zu erkennen und auf neue Situationen zu übertragen. Genau das passiert bei Zero-Shot Prompting.

Ein zentraler Begriff dabei ist „Instruction Tuning“. Das heißt: Die Modelle wurden nicht nur mit rohen Texten gefüttert, sondern zusätzlich darauf trainiert, auf Anweisungen zu reagieren.

Also nicht nur: „Was steht im Text?“, sondern: „Mach etwas mit dem Text.“ Das ist entscheidend – sonst könnte ich dem Modell sagen, was ich will, und es würde trotzdem nicht antworten wie gewünscht.

In der Praxis bedeutet das: Wenn ich schreibe „Formuliere den Text um, damit er journalistischer klingt“, dann weiß das Modell, was „journalistisch“ im Allgemeinen bedeutet – weil es schon tausende Texte gesehen hat, die so geschrieben waren.

Aber, und das ist wichtig: Die KI versteht nicht wirklich, was sie da tut. Sie kombiniert Wahrscheinlichkeiten und Mustern.

Wenn sie gute Ergebnisse liefert, liegt das daran, dass mein Prompt gut formuliert war – und das Modell genug relevante Beispiele in seinem Training hatte.

Was folgt daraus? Zero-Shot funktioniert am besten, wenn die Aufgabe sprachlich klar ist, das Thema nicht zu speziell – und ich der KI nicht zu viel zwischen den Zeilen überlasse.

Typische Anwendungsbeispiele aus dem Content-Alltag

Wenn du regelmäßig mit Texten arbeitest – egal ob redaktionell, strategisch oder fürs Marketing – wirst du früher oder später an Aufgaben stoßen, die sich wiederholen: Einordnen, Umformulieren, Ideen entwickeln.

Genau da kann Zero-Shot Prompting nützlich sein. Hier ein paar Beispiele aus meiner täglichen Arbeit:

Social-Media-Texte klassifizieren

Bevor ein Post rausgeht, will ich oft wissen: Wie klingt das eigentlich? Sachlich? Werblich? Emotional?

Prompt:
Kategorisiere den folgenden Text als sachlich, emotional oder werblich. Text: „Endlich live: Unser neues Whitepaper zur Cybersicherheit.“

Antwort:
Emotional

Das hilft mir, Posts zu sortieren – oder gezielt umzuschreiben, je nach Kanal und Zielgruppe.

Themen aus Texten extrahieren

Gerade bei langen Artikeln will ich manchmal schnell wissen, worum es geht – ohne alles zu lesen.

Prompt:
Welche drei Hauptthemen behandelt dieser Text?

Antwort (zum Beispiel):
Datenschutz, digitale Bildung, politische Regulierung

Das nutze ich z. B. bei Recherchen oder Inhaltsanalysen – spart Zeit und gibt mir einen schnellen Überblick.

Ideen für Content-Formate entwickeln

Ich habe ein Thema, aber noch keine Idee für die passende Aufbereitung? Dann frage ich direkt die KI.

Prompt:
Welche Content-Formate eignen sich für das Thema „Digitale Weiterbildung in KMU“?

Antwort:
Podcast-Interview, Infografik, Erfahrungsbericht, Whitepaper

Natürlich sind das nur erste Impulse – aber sie helfen mir, schneller ins Denken zu kommen.

Tonalität grob einschätzen

Gerade bei User-Kommentaren, Produktbeschreibungen oder Rezensionen will ich schnell wissen: Positiv? Negativ? Neutral?

Prompt:
Wie ist die Tonalität dieses Satzes: „Ich hätte mir mehr Funktionalität gewünscht.“

Antwort:
Eher negativ

Das ist nützlich für Sentiment-Analysen – oder einfach für eine schnelle redaktionelle Einschätzung.


Das Besondere an diesen Beispielen: Ich musste dem Modell nie erklären, wie es die Aufgabe lösen soll.

Keine Vorlagen, keine Beispiele – nur klare Fragen. Und oft bekomme ich Antworten, mit denen ich direkt weiterarbeiten kann.

Aber: Nicht immer. Und genau darum geht’s im nächsten Abschnitt.

Wo Zero-Shot überzeugt – und wo nicht

Zero-Shot Prompting ist kein Allheilmittel. Es ist ein Werkzeug – und wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wann und wie ich es einsetze.

Aus meiner Erfahrung heraus lassen sich die Stärken und Schwächen ziemlich klar unterscheiden.

Stärken bei klaren Aufgaben

Zero-Shot funktioniert besonders gut, wenn…

  • die Aufgabe sprachlich einfach ist („Übersetze“, „Kategorisiere“, „Fasse zusammen“)
  • es um standardisierte Textformen geht (Social Posts, Teaser, Meta-Descriptions)
  • du schnell erste Impulse brauchst – zum Beispiel bei Strukturvorschlägen oder Formatideen
  • das Thema nicht zu speziell oder nischig ist

Ein Beispiel: Wenn ich eine Überschrift für einen Blogartikel brauche, frage ich die KI einfach direkt:

„Schlag mir eine prägnante Headline für einen Artikel über Remote-Arbeit in Agenturen vor.“

Die Antwort ist oft brauchbar – oder zumindest ein guter Ausgangspunkt.

Grenzen bei komplexem Kontext

Schwierig wird’s, wenn…

  • die Aufgabe mehrdeutig oder kontextabhängig ist
  • du ein spezifisches Ziel verfolgst (z. B. bestimmte Tonalität, Fachtermini, Markenstimme)
  • du eine Ausgabe in einem festen Format brauchst, z. B. HTML, Tabellen oder strukturierte JSON-Daten
  • das Thema sehr fachspezifisch oder intern geprägt ist

Ein Beispiel: Ich wollte eine Headline für ein neues Sensorsystem entwickeln, das sich an technische Einkäufer richtet. Mit dem Prompt „Schlage eine starke Headline für unser neues Sensorsystem vor“ kamen Vorschläge wie:

„Die Zukunft der Sensorik beginnt heute.“

Klingt glatt, aber trifft weder Zielgruppe noch Produktnutzen. Erst als ich zusätzliche Infos mitgegeben habe – Zielgruppe, Einsatzzweck, Positionierung – kam etwas Verwertbares raus.

Oder ich hätte gleich ein Beispiel für die gewünschte Stilrichtung geben können. Das wäre dann Few-Shot.


Was ich daraus gelernt habe: Zero-Shot ist super für schnelle Einstiege, nicht für feine Nuancen. Wenn du Klarheit willst, reicht oft ein einfacher Prompt.

Wenn du Präzision brauchst, musst du mehr Kontext liefern – oder anders prompten.

Zero-Shot vs One-Shot – was bringt mir mehr?

In der Theorie klingt der Unterschied simpel: Zero-Shot heißt, ich gebe der KI eine Aufgabe ohne Beispiel. Bei One-Shot gibt’s ein einziges Beispiel dazu. Mehr ist es nicht.

In der Praxis merkt man den Unterschied aber ziemlich deutlich – vor allem bei Aufgaben, die ein bisschen Feingefühl verlangen. Nehmen wir zum Beispiel diesen Prompt:

„Schreib einen LinkedIn-Post über die Vorteile von Remote-Arbeit.“

Zero-Shot liefert mir dann meist eine neutrale, etwas generische Antwort.

Wenn ich aber im gleichen Prompt ein Beispiel für die Tonalität oder Struktur mitgebe – etwa ein Post, wie ich ihn selbst geschrieben habe –, dann verändert sich die Qualität spürbar.

Die KI orientiert sich daran. Nicht perfekt, aber besser.

Trotzdem nutze ich Zero-Shot öfter – einfach weil es schneller geht. Ich nehme es als Einstieg. Wenn ich sehe, dass die KI den Ton nicht trifft oder die Struktur nicht passt, schwenke ich um auf One-Shot oder gleich Few-Shot.

Über die Unterschiede zwischen Zero-Shot und One-Shot Prompting habe ich einen eigenen Artikel geschrieben. Dort erfährst du wann sich das lohnt, welche Formate sich dafür eignen und worauf du achten solltest.

Mein Fazit aus der Praxis

Zero-Shot Prompting ist für mich ein schnelles, unkompliziertes Werkzeug – kein Ersatz für echtes Textverständnis, aber ein guter Einstieg.

Ich nutze es, wenn ich…

  • mir einen schnellen Überblick verschaffen will,
  • erste Ideen brauche,
  • einfache Klassifikationen durchführe
  • oder Texte in ein anderes Format bringen möchte.

Was ich dabei gelernt habe: Je klarer meine Anweisung, desto besser das Ergebnis. Vage Prompts wie „Mach den Text besser“ führen selten zu etwas Brauchbarem.

Aber wenn ich konkret werde – „Schreib den Text sachlicher, max. 300 Zeichen, Zielgruppe: B2B“ –, steigt die Trefferquote deutlich.

Ich sehe Zero-Shot mittlerweile als Gesprächsauftakt. Die erste Annäherung an eine Aufgabe. Wenn’s passt – gut.

Wenn nicht, liefere ich Kontext nach. Oder ein Beispiel. Oder ich überlege, ob die Aufgabe überhaupt KI-geeignet ist.

Das Entscheidende ist: Ich muss wissen, was ich will. Dann hilft mir Zero-Shot, schneller dorthin zu kommen. Wenn nicht, bringt auch der beste Prompt nichts.

Prompting-Methoden im Überblick

Im Prompting Hub für Content-Ersteller findest du eine vollständige Übersicht mit Methoden, Vergleichen und Entscheidungshilfen.

Diese fünf Artikel zeigen, wie sich verschiedene Prompting-Techniken in der Content-Erstellung gezielt einsetzen lassen – je nachdem, ob es um schnelle Ergebnisse, Stiltreue, Variantenvielfalt oder nachvollziehbare Argumentation geht:

  • Zero-Shot Prompting
    Keine Beispiele, nur eine klare Anweisung. Wann das reicht – und wie du die besten Ergebnisse bekommst.
  • One-Shot Prompting
    Ein einziges Beispiel kann reichen, damit die KI Stil und Struktur besser trifft. So nutzt du One-Shot sinnvoll.
  • Few-Shot Prompting
    Mehrere Beispiele helfen der KI, Muster zu erkennen – besonders bei Serieninhalten oder fein abgestimmten Formaten.
  • Chain-of-Thought Prompting
    Nicht sofort zur Antwort springen, sondern Schritt für Schritt denken. Wie du damit fundierte Analysen und Bewertungen erzeugst.
  • Tree-of-Thought Prompting
    Mehrere Denkpfade, bewusst gegeneinander abgewogen. Die Methode für konzeptionelle Entscheidungen und komplexe Vergleichsfragen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was brauche ich, um Zero-Shot Prompting nutzen zu können?

Eigentlich nur ein Zugang zu einem KI-Modell, das Anweisungen versteht – z. B. GPT-4 oder Claude 3. Viele Tools im Content-Bereich (z. B. Notion, Jasper, neuroflash) integrieren solche Modelle bereits.

Wie verbessere ich die Ergebnisse?

Klar und konkret formulieren. Am besten: Aufgabe, Ziel, Format und ggf. Zielgruppe in den Prompt schreiben. Beispiel: „Fasse den folgenden Text in zwei Sätzen zusammen, sachlich, für Entscheider:innen in mittelständischen Unternehmen.“

Wann sollte ich besser ein Beispiel mitgeben?

Immer dann, wenn du eine bestimmte Tonalität, Struktur oder Qualität brauchst, die sich nicht eindeutig beschreiben lässt. In solchen Fällen ist One-Shot oder Few-Shot die bessere Wahl.

Gibt es mehr Infos zu One-Shot Prompting?

Ja. Ich habe einen eigenen Artikel dazu geschrieben: „One-Shot Prompting: Wann ein Beispiel den Unterschied macht“. Den Link findest du unten.

Portraitfoto von Ralf Dodler - Unternehmer, Autor und Inhaber von Dodler Consulting
Über den Autor
Ralf Dodler ist Unternehmer, Autor und Inhaber von Dodler Consulting, einem Online-Marketing-Unternehmen mit Sitz in Schwalbach (Saar), das sich auf Suchmaschinenoptimierung und Content-Marketing spezialisiert hat.
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