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One-Shot Prompting: Wann ein Beispiel den Unterschied macht

veröffentlicht am | Ralf Dodler |

Zero-Shot Prompting ist oft mein Startpunkt – einfach fragen, ohne Beispiele, und sehen, was rauskommt.

Aber nicht selten merke ich: Die KI verfehlt den Ton, missversteht die Aufgabe oder liefert generische Vorschläge.

Genau dann kommt One-Shot Prompting ins Spiel. Ich gebe der KI ein Beispiel – und plötzlich verändert sich die Qualität der Antwort. Nicht immer perfekt, aber näher dran. Deutlich näher.

In diesem Artikel zeige ich dir, warum ein einziges Beispiel manchmal den entscheidenden Unterschied macht.

Und wann es sich lohnt, diesen kleinen Mehraufwand einzuplanen – gerade in der Content-Erstellung, wo Tonalität, Struktur und Zielgruppenverständnis oft nicht verhandelbar sind.

One-Shot Prompting

Was One-Shot Prompting eigentlich bedeutet

One-Shot Prompting bedeutet: Ich gebe der KI eine Aufgabe – und ein konkretes Beispiel, wie die Lösung aussehen soll. Das ist alles.

Die Idee dahinter: Statt nur zu sagen „Mach das“, zeige ich ihr einmal „So meine ich das“. Und das Modell orientiert sich daran.

Das Beispiel kann ein kurzer Textausschnitt sein, eine typische Formulierung, ein bestimmtes Format. Hauptsache: Es ist nah dran an dem, was ich will.

Ein Beispiel aus meiner Arbeit:

Prompt:
„Formuliere den folgenden Absatz im Stil dieses Beispiels um. Beispiel: ‚Knappe Einleitung, dann klarer Call-to-Action. Ton: direkt, sachlich.‘ Absatz: ‚In unserem neuen Whitepaper behandeln wir umfassend das Thema Digitalisierung…‘“

Ohne das Beispiel kommt meist ein Standardtext. Mit Beispiel orientiert sich die KI deutlich stärker an Tonalität und Struktur – und trifft besser, was ich brauche.

One-Shot ist für mich also eine Methode, genauer zu steuern, ohne gleich in komplexes Prompt Engineering zu verfallen. Es kostet ein bisschen mehr Aufwand – aber spart im Nachgang oft Korrekturschleifen.

Wie One-Shot Prompting technisch funktioniert – verständlich erklärt

Große Sprachmodelle wie GPT-4 oder Claude 3 sind darauf trainiert, Muster zu erkennen und weiterzuführen.

Wenn ich ihnen ein Beispiel gebe – also einen Textabschnitt, eine Struktur oder einen Tonfall –, dann „merkt“ sich das Modell dieses Muster und versucht, etwas Ähnliches zu erzeugen.

Das funktioniert, weil diese Modelle auf sogenannten „Sequenzen“ trainiert wurden: Textfolgen, die sie lernen zu vervollständigen. Wenn ich also schreibe:

Beispiel:
„Social-Media-Post: Remote-Arbeit spart Zeit und Nerven – wir zeigen wie.“
Aufgabe:
„Schreib einen ähnlichen Post zum Thema digitale Weiterbildung.“

…dann erkennt das Modell: Aha, so kurz, so direkt, so gebaut ist das Beispiel – also gestalte ich die Antwort in diesem Stil.

Das Entscheidende ist: Das Modell muss kein Regelwerk dafür kennen. Es braucht nur genug ähnliche Trainingsdaten, um das Muster zu abstrahieren. Und da das bei Standardaufgaben im Content-Bereich meistens gegeben ist, funktioniert One-Shot in vielen Fällen erstaunlich gut.

Technisch ist One-Shot Prompting also kein „anderer Modus“, sondern einfach ein Prompt, der zusätzlich ein Beispiel enthält. Das macht es so flexibel – und auch so anfällig. Denn wenn das Beispiel nicht passt oder zu vage ist, führt es schnell in die falsche Richtung.

Deshalb gilt für mich: One-Shot ist keine Garantie für bessere Ergebnisse. Aber es ist ein Werkzeug, mit dem ich die Richtung besser vorgeben kann – solange ich es sauber einsetze.

Typische Einsatzszenarien für One-Shot Prompting in der Content-Erstellung

In vielen Fällen reicht ein klarer Prompt – aber manchmal braucht es mehr als nur eine gute Formulierung. Vor allem dann, wenn es um Ton, Stil oder Struktur geht.

Genau da hilft One-Shot Prompting. Hier ein paar konkrete Beispiele aus meinem Arbeitsalltag:

Headlines mit Stil treffen

Problem: Die KI liefert immer wieder austauschbare Überschriften wie „Die Zukunft beginnt jetzt“.
Ziel: Headlines, die spezifisch klingen – aber zum gewünschten Stil passen.

Prompt:
„Formuliere eine Headline für unser Whitepaper zum Thema Fachkräftemangel. Beispiel: ‚Fehlanzeige Fachkraft – was Unternehmen jetzt anders machen müssen.’“

Ergebnis:
Die KI bleibt dichter am gewünschten Sprachstil – zugespitzt, inhaltlich konkreter, nicht generisch.

Tonalität bewusst steuern

Problem: Bei reinen Anweisungen wie „Schreib emotional“ versteht die KI oft nicht, was das konkret heißt.
Lösung: Ich gebe ihr ein Beispiel für „emotional“, wie ich es meine.

Prompt:
„So soll der Ton klingen: ‚Wir kämpfen täglich für das, was uns wichtig ist – unsere Mitarbeitenden.‘ Schreib bitte im gleichen Stil einen Text über flexible Arbeitsmodelle.“

Ergebnis:
Die KI übernimmt nicht nur die Satzstruktur, sondern auch die Haltung – spürbar mehr Nähe, ohne ins Kitschige abzudriften.

Struktur vorgeben ohne Formatbefehl

Problem: Ich brauche einen Text in einer bestimmten inhaltlichen Abfolge – z. B. Problem, Lösung, Call-to-Action.
Statt das umständlich zu erklären, zeige ich es.

Prompt:
„Beispiel: ‚Viele Unternehmen kämpfen mit hohem Krankenstand. Wir haben eine Lösung entwickelt, die…‘ Bitte im gleichen Aufbau zum Thema Fachkräftemangel.“

Ergebnis:
Die Antwort folgt klar der vorgegebenen Struktur – ohne dass ich technische Anweisungen wie „Erstelle eine Bullet-Gliederung“ nutzen muss.

Zielgruppenspezifisch schreiben

Problem: Ein und derselbe Text kann für Geschäftsführer:innen anders klingen müssen als für Berufseinsteiger:innen.
Lösung: Ich zeige ein Beispiel für den gewünschten Ton und die Ansprache.

Prompt:
„Beispiel für Stil und Zielgruppe (Berufseinsteiger:innen): ‚Du willst ins Berufsleben starten und suchst nach Orientierung?‘ Bitte im gleichen Stil einen Einstieg für das Thema digitale Weiterbildung.“

Ergebnis:
Die KI übernimmt die Anrede, das Sprachniveau und den Aufbau deutlich gezielter.


Diese One-Shot-Prompts kosten mich meist nicht mehr als eine Minute extra – sparen mir aber oft mehrere Schleifen in der Nachbearbeitung.

Und sie geben mir mehr Kontrolle über Ton, Format und Wirkung. Gerade bei Content, der nach außen geht, ist das für mich Gold wert.

Wann One-Shot wirklich hilft – und wann nicht

One-Shot Prompting nutze ich gezielt – nicht reflexhaft. Denn obwohl ein Beispiel oft die Qualität hebt, bringt es nur dann etwas, wenn es auch das richtige Signal setzt.

Ich habe mir dafür im Alltag ein paar einfache Faustregeln zurechtgelegt:

One-Shot hilft, wenn…

  • der gewünschte Ton nicht einfach in Worte zu fassen ist. Ein Beispiel sagt mehr als jedes Adjektiv wie „sachlich“, „emotional“ oder „locker“.
  • die Struktur eine Rolle spielt. Ob ein Text mit einem Aufhänger beginnt oder direkt zum Punkt kommt, kann ich besser zeigen als erklären.
  • du eine Zielgruppe hast, die du sehr spezifisch ansprechen willst. Ein Beispieltext im richtigen Stil funktioniert hier oft besser als jede Beschreibung.
  • du eine klare Formatvorlage brauchst. Zum Beispiel: Listen, Bullet Points, Titel-Unterzeile-CTA. Ein Beispiel mit dieser Struktur erleichtert der KI die Orientierung.

One-Shot bringt wenig, wenn…

  • die Aufgabe schon standardisiert und klar ist. Für Dinge wie „Fass diesen Text in drei Sätzen zusammen“ oder „Ordne diesen Text einer Kategorie zu“ reicht oft ein Zero-Shot-Prompt.
  • das Beispiel zu allgemein oder uneindeutig ist. Dann kann es sogar kontraproduktiv wirken, weil das Modell sich an etwas orientiert, das selbst nicht klar genug war.
  • du keine klare Erwartung an das Ergebnis hast. Dann führt das Beispiel auch nicht weiter, sondern wird zu einem weiteren vagen Input.

One-Shot lohnt sich, wenn ich eine klare Vorstellung vom Ziel habe, die sich schwer beschreiben lässt. Dann wird das Beispiel zur Brücke – zwischen meiner Intuition und dem Sprachmodell.

Wenn ich hingegen selbst noch gar nicht weiß, wie der Text klingen soll, hilft mir oft ein erster Zero-Shot-Versuch mehr. Der zeigt mir, was möglich ist – und was noch nicht reicht.

One-Shot vs. Few-Shot – wann lohnt sich mehr Kontext?

Der Unterschied klingt erst mal banal: One-Shot heißt, ich gebe ein Beispiel. Bei Few-Shot sind es mehrere – meistens zwei bis fünf. Aber in der Praxis macht das oft einen großen Unterschied.

Gerade bei Aufgaben, die nicht nur einen Stil, sondern mehrere Varianten oder Nuancen erfordern, stößt One-Shot schnell an Grenzen. Ein einzelnes Beispiel kann die Richtung vorgeben – aber es bleibt eine Momentaufnahme. Die KI sieht dann nur eine Möglichkeit, nicht das Muster dahinter.

Ein Beispiel aus meiner Arbeit: Ich lasse die KI regelmäßig kurze Newsletter-Einleitungen schreiben. Bei One-Shot kommt oft ein brauchbarer Vorschlag – aber er bleibt nah am Beispiel.

Wenn ich zwei oder drei Einleitungen mitgebe, versteht die KI viel besser, welcher Ton gewünscht ist, wie die Übergänge funktionieren oder wie lang die Texte ungefähr sein sollen.

Das ist für mich der Punkt: One-Shot bringt Struktur und Stil ins Spiel. Few-Shot hilft zusätzlich beim Verstehen von Variation, Tiefe und Flexibilität.

Trotzdem nutze ich One-Shot häufiger – weil es schneller geht und oft reicht. Wenn ich merke, dass die Antworten sich wiederholen oder wichtige Aspekte fehlen, steige ich auf Few-Shot um.

Über die Unterschiede zwischen One-Shot und Few-Shot Prompting habe ich übrigens einen eigenen Artikel geschrieben. Dort zeige ich konkrete Beispiele, wo mehr Kontext wirklich einen Unterschied macht – und wo nicht.

Mein Fazit aus der Praxis

One-Shot Prompting hat mir geholfen, die Lücke zu schließen zwischen „die KI macht irgendwas“ und „die KI schreibt, was ich wirklich meine“.

Ich nutze es besonders dann, wenn ich die Kontrolle über Ton, Aufbau oder Wirkung behalten will – aber keine Zeit habe, komplexe Regeln zu formulieren. Ein gut gewähltes Beispiel bringt die KI oft näher an mein Ziel als jeder ausgefeilte Prompt.

Trotzdem sehe ich One-Shot nicht als Standard, sondern als Werkzeug für bestimmte Fälle. Wenn die Aufgabe klar und die Erwartung einfach ist, bleibt Zero-Shot effizienter. Ich spare mir dann den Zusatzaufwand.

Aber: Wenn der Output passen muss – z. B. für Kundentexte, redaktionelle Headlines oder Formate mit Wiedererkennungswert –, ist One-Shot mein Mittel der Wahl. Es ist ein bisschen wie beim Textbriefing: Je konkreter ich zeige, was ich will, desto besser wird das Ergebnis.

Mein wichtigstes Learning: Nicht überprompten, sondern gezielt eingreifen. Und: Das Beispiel ist nicht Beiwerk, sondern das zentrale Steuersignal. Je sauberer es gewählt ist, desto präziser wird die KI.

Prompting-Methoden im Überblick

Im Prompting Hub für Content-Ersteller findest du eine vollständige Übersicht mit Methoden, Vergleichen und Entscheidungshilfen.

Diese fünf Artikel zeigen, wie sich verschiedene Prompting-Techniken in der Content-Erstellung gezielt einsetzen lassen – je nachdem, ob es um schnelle Ergebnisse, Stiltreue, Variantenvielfalt oder nachvollziehbare Argumentation geht:

  • Zero-Shot Prompting
    Keine Beispiele, nur eine klare Anweisung. Wann das reicht – und wie du die besten Ergebnisse bekommst.
  • One-Shot Prompting
    Ein einziges Beispiel kann reichen, damit die KI Stil und Struktur besser trifft. So nutzt du One-Shot sinnvoll.
  • Few-Shot Prompting
    Mehrere Beispiele helfen der KI, Muster zu erkennen – besonders bei Serieninhalten oder fein abgestimmten Formaten.
  • Chain-of-Thought Prompting
    Nicht sofort zur Antwort springen, sondern Schritt für Schritt denken. Wie du damit fundierte Analysen und Bewertungen erzeugst.
  • Tree-of-Thought Prompting
    Mehrere Denkpfade, bewusst gegeneinander abgewogen. Die Methode für konzeptionelle Entscheidungen und komplexe Vergleichsfragen.

Häufige gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Zero-Shot und One-Shot Prompting?

Bei Zero-Shot gibst du nur eine Anweisung. Bei One-Shot kommt ein Beispiel dazu – das hilft der KI, Stil, Struktur oder Ton besser zu treffen.

Wann lohnt sich One-Shot Prompting?

Immer dann, wenn du mit Zero-Shot nicht weiterkommst: z. B. bei Texten mit spezifischer Tonalität, Zielgruppenansprache oder Formatvorgabe.

Wie wähle ich ein gutes Beispiel aus?

Es sollte kurz, präzise und möglichst nah an dem sein, was du erwartest. Kein Platzhalter, sondern eine echte Referenz.

Kann ich auch eigene Texte als Beispiel nutzen?

Unbedingt. Eigene Formulierungen oder Auszüge aus bestehenden Texten helfen der KI, deinen Stil besser nachzuvollziehen.

Funktioniert One-Shot mit allen KI-Tools?

Die meisten Tools, die auf GPT- oder Claude-Modellen basieren, unterstützen One-Shot Prompting – auch wenn es nicht immer so genannt wird.

Portraitfoto von Ralf Dodler - Unternehmer, Autor und Inhaber von Dodler Consulting
Über den Autor
Ralf Dodler ist Unternehmer, Autor und Inhaber von Dodler Consulting, einem Online-Marketing-Unternehmen mit Sitz in Schwalbach (Saar), das sich auf Suchmaschinenoptimierung und Content-Marketing spezialisiert hat.
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